Wanderung rund um Gimmeldingen

beschrieben im Jahr 1857

  
Ruppertsberg ist der südlichste der berühmtesten Weinorte der Pfalz und wir kommen in das Gebiet der mittleren, der sogenannten süffigen Weine. Ein Seitenweg führt durch die Weinhügel von der großen Landstraße ab nach dem äußerst lieblich am Fuß eines der höchsten Berge der Pfalz, des 2240 Fuß hohen Königsberges, gelegenen Dorfes Königsbach, zwischen den anschwellenden Berghöhen stets weiter durch die Weinberge nach Gimmeldingen, das einen trefflichen roten Wein erzeugt. Gimmeldingen liegt am Fuße des mächtigen Königsberges, bildet mit Lobloch, einem östlich am nämlichen Bache gelegenen Orte, eine große und starke Gemeinde und breitet sich mit der nämlichen reizenden Umgebung wie Königsbach vor dem tiefen Benjen- und Silbertale aus, die vereint hier aus dem Gebirge treten, dessen waldige Einsamkeit sie durchlaufen. Auf dem Hügel vor Gimmeldingen liegt eine alte Kapelle in Trümmern, droben am waldigen Hang des Königsbaches steht die Klause oberhalb Königsbach und die heutigen Höfe Willibertseck und Hildebrandseck erinnern an einstige Schlößchen dieses Namens, welche hier auf den schönen Weinhügeln standen.
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Gimmeldingen ist auch der Geburtsort eines der berühmtesten Pfälzer der neueren Zeit, des Erzbischof - Kardinals Geissel von Köln, dessen Eltern in diesem wohlhabenden, meist von Protestanten bewohnten Orte schlichte Wingertsleute waren.
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Der Weg führt von Gimmeldingen über das so herrlich am hohen Gebirge hin gelegene Dorf Haardt durch die Nebenfelder nach der nahen Neustadt. Wir wenden uns aber über Lobloch östlich längs des Bächleins nach der Hauptstraße zurück in den nahen, großen, 2600 Einwohner zählenden Ort Mußbach, dessen schöne Gassen sich aus dem Nebengelände erheben. Der Ort ist uralt und kommt schon im Jahre 800 vor; drei große Straßen vereinigen sich hier und machen den Ort belebt. Die Tempelherren waren hier vor ihrem schrecklichen Untergang begütert.
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Eine sogenannte Römerstraße führt hier vorüber nach Landau am oberen  Gebirg und gibt Zeugnis, wie diese prachtvolle Gegend schon in frühesten Zeiten bevölkert und besucht war. Wir verfolgen die große Straße durch die Nebenfelder nach dem nahen Neustadt, das tief versteckt im Tale liegt, während das, weit auf den weinbergbepflanzten Abhängen des Weinbriet sich neben uns hinziehende, hochgelegene Dorf Haardt uns in seiner hellen Häuserreihe freundlich begleitet. Droben schaut ernst das alte Heidenschloß  ins lachende Land herab, daneben umschließen die epheuumrankten Trümmer des Haardter Schlößchens einen herrliche Landsitz, - wir aber lassen das alles rechts liegen und wandern an schönen Landsitzen vorüber gerade hinunter in das lebhafte Neustadt, von dem wir vor einigen Tagen ausgegangen sind. Indem wir so das Niederland, wie die untere Haardt im Volksmund heißt, durchwandert haben, wenden wir uns jetzt ins "Oberland" an der oberen Haardt, die gerade vor uns über dem Neustadter Tal in voller Schönheit liegt. Die hohe Maxburg - das Hambacher Schloß - lockte schon lange von Süden her bei unserer Wanderung.

 
Auszug aus: Die Pfalz und die Pfälzer von August Becker
Erstausgabe:  1858
 
 
Alter Neckvers:

Wer über die Haardt geht ungespott't,
über Gimmeldingen ungeroppt,
über Mußbach ungeschlagen,
der kann von Glück sagen.
 
 

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