Die Urgeschichte der Pfalz

Mit freundlicher Genehmigung der:

Pfälzische Gesellschaft
zur Förderung der Wissenschaften


I. Ältere Steinzeit

Die ältesten sicher nachweisbaren Spuren des Menschen führen uns zurück bis in den letztvergangenen Zeitabschnitt der Erdgeschichte, Diluvium (Schlemmland) oder auch Eiszeit genannt. Gewaltige Gletscher bedeckten damals große Teile Deutschlands, vor allem die norddeutsche Tiefebene und die bayrische Hochebene. Mitteldeutschland blieb im wesentlichen frei von Vereisung. In der Pfalz sind diluviale Gletscher nicht nachzuweisen. Das Diluvium ist jedoch nicht eine einheitliche Kälteperiode, sondern man unterscheidet innerhalb desselben 4 große Eiszeiten (Günz-, Mindel-, Riß- und Würmeiszeit), die durch wärmere Zwischenzeiten getrennt sind und denen als Übergang zur geologischen Jetztzeit noch geringe Klimaschwankungen folgen.
Tier- und Pflanzenwelt unserer Gegend sind von der heutigen Zeit sehr verschieden. Entsprechend den Klimaschwankungen innerhalb der Eiszeit wechselt auch Tier- und Pflanzenwelt in unseren Breiten. Die Pflanzendecke entspricht der nordischen Tundra an der Grenze des ewigen Eises. Von den bei uns lebenden Tieren sind das dicht behaarte Mammut und das wollhaarige Nashorn heute ausgestorben. In den Zwischenzeiten herrschte ein warmes Klima, dessen mittlere Jahrestemperatur die heutige zum Teil um einige Grad übertraf. Den Übergang von den Eiszeiten zu den Zwischenzeiten bilden Zeiten mit ausgesprochenem Steppenklima, wie eine solche Steppenzeit auch der letzten Eiszeit folgte. In diesen an Stürmen reichen Zeiten entstanden auch im Rheintal die mächtigen Lößlager.
Wir unterscheiden im Diluvium zwei Menschenrassen, die ältere vom heutigen Menschen abweichende Neandertal-Rasse mit breitem Unterkiefer ohne Kinn, mächtigen Überaugenwulsten und die Jüngere mit dem heutigen Menschen nahezu übereinstimmende Cro Magnon-Rasse. Dem Neandertalmenschen geht der bei Mauer-Heidelberg gefundene Unterkiefer (Homo Heidelbergensis) zeitlich noch voraus.

Zeitstufe Fauna Kulturstufe

Zeit v. Chr. (Tsd. Jahre)

I. Eiszeit (Günzzeit) kalt Auftreten des Frühmenschen (Homo erectus); Gebrauch von Geröllgeräten, Nutzung des Feuers

640–540

    1. Zwischenzeit warm
II. Eiszeit (Mindelzeit) kalt  

475-370

    2. Zwischenzeit warme Waldfauna Menschlicher Unterkiefer von Mauer  
III. Eiszeit (Rißzeit) Arkto-alpine Tierwelt  

230–130

    a. Beginn der 3. Zwischenzeit Steppenfauna    
    b. Mitte der 3. Zwischenzeit warme Waldfauna Cheleen  
    c. Ende der 3. Zwischenzeit Steppenfauna Acheuléen und älteres Moustérien  
IV. Eiszeit (Würmeiszeit) arkto-alpine Tierwelt Moustérien

115–10

  Postglacialzeit (Nacheiszeit)      
    a. Achsenschwankung Steppenfauna Aurignacien und Solutréen  
    b. Bühlvorstoß arkto-alpine Tierwelt Magdalenien  
    c. Gschnitzstadium Waldfauna Azylien  
    d. Daunstadium Waldfauna Protoneolithikum  
Geologische Jetztzeit Waldfauna Voll-Neolithikum  
 

II. Mittlere Steinzeit

In der Pfalz dürfen wir wohl eine Reihe von Siedlungen der mittleren Steinzeit zuweisen, die im Gegensatz zu den meist Geräte aus eingeführtem Feuerstein führenden Fundplätzen der jüngeren Steinzeit Steingeräte ausschließlich aus einheimischen Material geliefert haben. Aus einer Ansiedlung von der Eiersheimer Mühle bei Weisenheim a. S. liegen mehrere typische Steinwerkzeuge der mittleren Steinzeit vor. Wohl der gleichen Periode zuzurechnen sind ein Steinkeil mit der Fundortsangabe Herschberg, ein langes Feuersteinmesser von Speyer, die Fassung einer Feuersteinsäge aus Hirschgeweih von Mutterstadt und eine Axt aus dem gleichen Material von Altrip.


geschlagener Steinkeil von der Eiersheimer Mühle
 
 

Steinbeil
Fundorte: Funde:
Eiersheimer Mühle Steinwerkzeuge
Herschberg Steinkeil
Speyer langes Feuersteinmesser
Mutterstadt Fassung einer Feuersteinsäge aus Hirschgeweih
Altrip Axt aus Hirschgeweih

 
III. Jüngere Steinzeit

Die jüngere Steinzeit gehört bereits der geologischen Jetztzeit an. Das Klima entspricht im wesentlichen dem heutigen. Die geologische Gegenwart wird als Waldzeit bezeichnet. Doch dürfen wir uns keineswegs das ganze Land mit einem undurch- dringlichen Urwald bedeckt denken, sondern üppige Wälder wechselten mit weiten Grassteppen und Heideland ab. Von Bäumen finden wir nach der Eiszeit zuerst die Birke, dann Kiefer, Eiche, Erle und Buche. Die Tierwelt stimmt großenteils mit der heutigen überein.
Eine Reihe wichtiger Kulturerrungenschaften erhebt den Menschen der jüngeren Steinzeit über den der älteren Steinzeit. Er wohnt nicht mehr in einzelnen Horden sondern hat sich zu größeren Gesellschaften zusammen geschlossen. Wir kennen aus der jüngeren Steinzeit Ansiedelungen, die wir geradezu als Dorf bezeichnen können und die in einzelnen Fällen bereits mit Wall und Graben befestigt sind.
Der Mensch lebt nicht mehr ausschließlich von der Jagd wie in den vorhergehenden Perioden, sondern treibt daneben bereits Ackerbau und Viehzucht. Von technischen Errungenschaften sind die Fortschritte in der Verarbeitung der Steinwerkzeuge, ferner die Erfindung der Töpferei zu erwähnen.

Keramik: benannt nach: Fundorte: Funde:
1. Pfahlbaukeramik

Funden in den Pfahlbauten am Bodensee Haßloch roher Backteller, Scherben, Tonspule, Tonröhre
Insheim Backteller, am Rand mit Tupfen verziert, roher Napf
Landau Backteller, Spitzbecher und Napf
Zeiskam Bruchstück eines großen Vorratsgefäßes
2. Bandkeramik den in Bändern ange-ordneten Verzierungen    
    a. Hinkelstein-Typus großem Flachgräberfeld, das am Hinkelstein bei Monsheim (Rheinhessen) ausgegraben wurde   Gräber- wie Wohnstättenfunde sind in der Pfalz bis jetzt nicht nachgewiesen.
    b. Rössener Typus

nach dem Hockergräberfeld von Rössen bei Merseburg Insheim verzierte Scherben
Kirchheim unverziertes Gefäß mit Griffwarzen, verzierte und unverzierte Scherben, kleines verziertes Gefäß
    c. Großgartacher Typus

nach einer ausgedehnten Ansiedlung von Großgartach bei Heilbronn Altdorf verzierte Scherben
Insheim meist verzierte Gefäße, Tonlöffel, verzierte Scherben
Lachen verzierte Scherben
Langenberg verzierte Scherben
Rheingönheim reich verzierte zylindrische Becher, unverziertes Gefäß mit 4 Griffwarzen, reich verzierte Gefäße, ovale Schüssel
    d. Spiralkeramik

Verzierungen zu Bändern angeordnet Altdorf unverziertes Gefäß
Insheim verzierte Scherbe
Kirchheim roh verziertes kleines Gefäß
Lachen verzierte Scherben
Speierdorf verzierte Scherben
Weiherhof verzierte Scherben, großes Vorratsgerät
    e. Eiersheimer Typus

Funde von der Eiersheimer Mühle in Weisenheim a. S. Eiersheimer Mühle verzierte Gefäßreste
3. Schnurkeramik

nach den durch Eindrücken einer Schnur erzeugten Verzierungen   Funde der Schnurkeramik fehlen bis jetzt noch aus der Pfalz, konnten aber in unmittelbar angrenzenden Gebieten bereits nachgewiesen werden.
4. Zonen- oder Glockenbecher

nach der Form einer umge- stürzten Glocke oder den in Zonen angeordneten Ver- zierungen Deidesheim reich verzierter Zonenbecher
Eiersheimer Mühle verzierte Scherben
Frankenthal reich verzierter Zonenbecher
Haßloch roher Henkelbecher
Heidesheim reich verzierter Zonenbecher
Mundenheim 2 Zonenbecher mit nachgeahmter Schnurverzierung
 

IV. Bronzezeit

Die Verwendung des Kupfers war bereits in der jüngeren Steinzeit und zwar wohl vom Ende der Bandkeramik an bekannt. Kupfergeräte sind aber in Deutschland so selten, die Kenntnis von ihrem Vorkommen noch so sehr vom Zufall abhängig, dass man auf die Aufstellung einer eigenen Kupferperiode Verzicht leisten kann. Das verhältnismäßig weiche Kupfer war auch nie imstande den Gebrauch des Steines in nennenswerter Weise zurückzudrängen. Das war erst möglich, als man gelernt hatte, das Kupfer durch Zusatz von anderen Metallen, vor allem von Zinn zu härten. Die Bronze enthält zumeist 10% Zinn und 90% Kupfer.
Die Mischung wurde anscheinend nicht bei uns hergestellt, sondern die bronzezeitlichen Metallarbeiter bezogen die fertige Bronze in Barren- oder Ringform als Rohmaterial. Ein solcher Bronzebarren der ältesten Bronzezeit stammt von der Burg Landeck bei Klingenmünster.

Bronzebeile mit Angabe der Fundorte:
Art:   Fundorte:
Randleistenbeile Fußgönnheim, Lambsheim, Leimen, Rülzheim, Schifferstadt, Speyer, Westheim, Winden
Absatzbeile Eußerthal, Fußgönnheim, Haßloch, Kandel, Klingenmünster, Ludwigswinkel, Meckenheim, Neuhofen, Otterstadt, Schifferstadt
Lappenbeile Altrip, Böbingen, Iggelheim, Kuhardt, Ludwigshafen, Mackenbach, Speyer
Hohlbeile Freimersheim, Merzalben, Waldsee, Winnweiler

1. Stufe der Bronzezeit, um 2000 v. Chr.
Die Toten sind meist in Flachgräbern als liegende Hocker beigesetzt. Ein solcher Hocker aus dem Gräberfeld von Mundenheim wurde mit der ihn umgebenen Erde gehoben und so in das Museum nach Speyer gebracht.

Von pfälzischen Funden ist eine merkwürdige Doppelaxt von Friedelsheim zu erwähnen. Die außergewöhnlich schlanke Form derselben sowie die winzige Durchbohrung beweisen, dass sie zu praktischem Gebrauch nicht gedient haben konnte.

Wir kennen nun aus dem altgriechischen, dem sog. mykenischen Kulturkreis, der zeitlich mit unserer Bronzezeit annähernd zusammenfällt, nicht nur eine ganze Reihe von Doppeläxten, sondern auch eine Anzahl von Darstellungen, welche unzweifelhaft die Verwendung des Doppelbeiles als Kultbild beweisen.

Fundorte: Funde:
Albsheim Gräberfunde: 2 Dolche, Henkelgefäß
Bobenheim Skelettgrab: rohes Gefäß
Böhl-Iggelheim 2 massiv goldene, einfach verzierte Armringe
Frankenthal reich verziertes Prunkbeil mit seitlichen Spiralen
Friedelsheim reich verziertes Doppelbeil
Iggelheim Skelettgrab: Bronzearmring mit eingerollten Enden
Klingenmünster Bronzebarren
LU-Mundenheim aus Hockergräbern: Bronzedolch, Säbelnadel aus Bronze, 2 Knochenringe, auf einer Seite verziertes Gefäß mit Deckel, Henkelgefäß
Schifferstadt Triangulärer Dolch

2. Stufe der Bronzezeit, um 1900 v. Chr.
In der zweiten Stufe der Bronzezeit erscheinen zum ersten Male Langschwerter. Die Form des Dolches entspricht der des Schwertes. Spiralarmringe, die allerdings sowohl in der vorhergehenden wie auch in den folgenden Stufen nicht fehlen, treten hier besonders reichlich auf. Endlich sind noch offene Arm- und Beinringe aus Draht oder einem länglich runden Bronzeblech zu erwähnen. Die Toten sind in der Regel unverbrannt in Grabhügeln beigesetzt.
Fundorte: Funde:
Aschbach Grabhügel: 2 Radnadeln, Armberge mit zugehöriger Spiralscheibe
Böbingen Bruchstücke von Spiralarmringen, Spiralscheibe
Gries Grabhügel: Bronzedolch, Bruchstücke einer Bronzenadel
Haßloch Skelettgrab: Bronzedolch, Siedlungsfund: roher Henkeltopf
Klingenmünster Gräberfunde: 2 Absatzbeile, 2 Bronzedolche, 2 Gewandnadeln
Neuleiningen Brillenspirale
Obermorschel Grabhügel: Bronzedolch, Bronzenadel
Rülzheim Grabhügel: Bronzezängelchen, Bronzedolch, Randleistenbeil
Schauernheim Skelettgrab: Bronzeschwert
Speyer Grabfund: Bronzenadel, 2 Bronzebuckel, 2 feine Ringchen, Radnadel, 2 Armbergen
Speierdorf Grabhügeln: 3 Gewandnadeln, 3 Bronzearmringe
Weingarten Skelettgrab: Oberarmring mit 2 Spiralscheiben, 2 Spiralarmringe

3. Stufe der Bronzezeit, um 1650 v. Chr.
Die in Süddeutschland bisher nahezu vollständig fehlende 3. Stufe der Bronzezeit wird hauptsächlich charakterisiert durch Bronzeschwerter, deren massiver Griff einen achteckigen Querschnitt hat.
 
4. Stufe der Bronzezeit, um 1400 v. Chr.
Etwas reichlicher vertreten ist wieder die 4. Bronzezeitstufe. Sie führt Bronzeschwerter mit dreieckiger Griffzunge oder mit massivem Griff von ovalen Querschnitt. Dolche werden bereits selten. Reichlicher treten Bronzemesser mit kurzer Griffangel und breiter Klinge auf. Von Gefäßen kennen wir hauptsächlich gehenkelte Urnen. In der 4. Bronzezeitstufe herrscht die Sitte der Leichenverbrennung vor. Die Gräber finden sich teilweise in Grabhügeln teils in Flachgräbern. Der wertvollste bronzezeitliche Fund der Pfalz, der sog. goldene Hut von Schifferstadt gehört wohl dieser, vielleicht aber auch schon der vorhergehenden Stufe der Bronzezeit an.
Fundorte: Funde:
Freimersheim Brandgrab: Bronzeschwert mit Griffzunge
Mutterstadt Grabfund: unverzierter Henkeltopf, 2 Bronzepfeilspitzen mit Tülle
Oggersheim Grabfund: verziertes Henkelgefäß, unverzierte gehenkelte Schüssel
Schifferstadt Depotfund: "goldener Hut", 3 Bronzeabsatzbeile
Weisenheim a. S. verzierte Aschenurne
 

V. Eisenzeit

Als letztes unter den in vorrömischer Zeit gebräuchlichen Metallen tritt das Eisen auf. Bei Beginn der Eisenzeit erscheint es noch außerordentlich spärlich z. B. als Einlage in Bronzeschwertern. Innerhalb weniger Jahrhunderte drängt dann das Eisen die Bronze als Stoff für Waffen und Werkzeugen vollständig zurück. Das Eisen wurde aus feinen Erzen in Tonöfen gewonnen, die man mit Schichten von Holzkohle und Erzen füllte und in Brand steckte. Spuren prähistorischer Eisenindustrie finden wir in der Pfalz bei Ramsen, in dessen Umgebung mehrfach Eisenschlackenhalden bekannt sind.
Innerhalb der Eisenzeit unterscheiden wir eine ältere Eisenzeit oder Hallstattperiode und eine jüngere Eisenzeit oder La Tène- Zeit.
Zu Beginn und am Ende der Eisenzeit begegnen wir der Sitte der Leichenverbrennung, dazwischen der Leichenbestattung. Von Siedlungen verdienen hier die Ringwälle oder Heidenmauern besonders Beachtung, die in der Pfalz soweit bis jetzt bekannt, fast durchweg der Eisenzeit angehören.

Ältere Eisenzeit  oder Hallstattzeit, 1200-550 v. Chr.
In der nach dem reichen Gräberfeld von Hallstatt im Salzkammergut benannten Hallstattzeit treten an Stelle der in der Bronzezeit üblichen Schwertklingen mit parallel laufenden Schneiden (sog. Schilfblattform) solche, die unter dem Griff sich verschmälern, im zweiten Drittel sich stark verbreitern und unten spitz zulaufen (sog. Weidenblattform).
 
1. Stufe der Hallstattzeit, 1200-1000 v. Chr.

In der ersten Hallstattstufe erscheint das Eisen noch außerordentlich spärlich als Einlage in Schwertgriffen und in Form kleiner Messer. Die Leichen wurden fast ausnahmslos verbrannt und in Urnen, meist in Flachgräbern, seltener in Grabhügeln beigesetzt. Die 1. Hallstattstufe ist in der Pfalz gut vertreten durch Gräberfunde (so vor allem durch die reichen Gräberfunde von Wollmesheim) und Depotfunde (Gussformen von Meckenheim und Depotfund von Kaiserslautern). Der gleichen Stufe gehören auch zwei bei Haßloch gefundene, meisterhaft gearbeitete Bronzeräder eines Streitwagens an, die einzigen bisher in Deutschland gefundenen Stücke.

Fundorte:
Altrip, Barbelroth, Bischheim, Böhl, Dackenheim, Eppstein, Friedelsheim, Fußgönheim, Haßloch, Heidesheim, Heßheim, Klingen, Kuhardt, Langenberg, Mundenheim, Mechtersheim, Meckenheim, Medelsheim, Neuhofen, Oggersheim, Reinheim, Rheingönheim, Rheinzabern, Schwarzenbach, Speyer, Weisenheim a. S., Westheim, Wollmesheim

2. Stufe der Hallstattzeit, 1000-850 v. Chr.
Funde der zweiten Hallstattstufe sind in Süddeutschland verhältnismäßig selten. Diese Stufe führt schlanke, unten spitz zulaufende Schwertklingen, die meist aus Bronze, seltener aus Eisen hergestellt sind. Vermutlich haben wir in dieser Stufe vorwiegend Brandgräber in Grabhügeln.

Fundorte: Haßloch, Insheim, Landau, Neustadt, Offenbach, Rheingönnheim, Speyer, Westheim

3. Stufe der Hallstattzeit, 850-700 v. Chr.
Die Schwerter der dritten Stufe sind wesentlich breiter als die der vorhergehenden Stufe. Die Schwerter bestehen meist aus Eisen, Bronzeschwerter werden bereits selten. Die Gräber der 3. Hallstattstufe sind fast durchweg in Grabhügeln beigesetzt. Brandgräber und Skelettgräber kommen gleichwertig nebeneinander vor. Diese im übrigen Süddeutschland so reich ausgestattete Stufe ist in der Pfalz nur spärlich vertreten.

Fundorte: Böhl, Dannstadt, Großbundenbach, Haßloch, Herxheim, Hettenleidelheim, Kaiserslautern, Kleinkarlbach, Neuhofen, Neunkirchen, Rülzheim, Speierdorf, Wattenheim, Winden

4. Stufe der Hallstattzeit, 700-550 v. Chr.
Langschwerter fehlen in der letzten Hallstattstufe. Die ein- und zweischneidigen Dolche (Eisen, nicht selten mit Bronzescheide) zeigen häufig einen hufeisenförmigen Griff. Die Gräber sind meist sehr reichlich mit Schmuck ausgestattet.
Die in der Pfalz reichlich vertretene Stufe bietet ein ziemlich einförmiges Material von schlichten Bronzeringen usw. Bemerkenswert sind die Eisenbeschläge eines vierrädrigen Wagens aus einem Grabhügel von Rodenbach bei Kaiserslautern.

Fundorte: Alsenborn, Aschbach, Böbingen, Dannstadt, Dauborner Hof, Bad Dürkheim, Eisenberg, Fußgönheim, Großniedesheim, Haßloch, Hettenleidelheim, Kaiserslautern, Kübelberg, Langmeil, Limbach, Lohnsweiler, Marienthal, Münchschwander Hof, Mutterstadt, Nanzdiezweiler, Neunkirchen, Nünschweiler, Odernheim, Otterberg, Ramstein, Rodenbach, Rothselberg, Saalstadt, Schopp-Steinalben, Schwarzenbach, Speyer, Speierdorf, Wattweiler

Jüngere Eisenzeit  oder La Tène-Zeit, 550 v. Chr. bis Christi Geburt 
In der letzten der vorrömischen Kulturperioden ist das Eisen bereits vollständig zur Herrschaft gelangt. Die Schwerter, die ausschließlich aus Eisen bestehen, haben lange, schmale Klingen mit gleichlaufenden Schneiden, die nach oben meist glockenförmig abschließen, um dann in eine lange Griffangel zu endigen.
In der La Tène-Zeit lernen wir zum ersten Mal die Völker kennen, die hier am Rhein wohnten. In den ersten drei Stufen waren es Kelten (Mediomatriker), in der vierten La Tène-Stufe drangen germanische Stämme (um Speyer Nemeter, nördlich davon Bangionen, südlich Triboker) über den Rhein vor und nahmen das Gebiet in der Ebene und am Rande des Haardtgebirges in Besitz. In diese Kämpfe griffen dann auch die Römer, die sich als Beschützer der Gallier aufspielten, ein und unterwarfen das Land ihrer Herrschaft.

1. Stufe der La Tène-Zeit, 550-400 v. Chr.
Die erste Stufe der Periode ist dadurch bemerkenswert, dass sie besonders im Rheinland reiche aus Italien und Griechenland eingeführte Waren geliefert hat. Von einheimischen Arbeiten sind bezeichnend die Masken- und Vogelkopffibeln, ferner die Dreiknotenringe. Bei der Keramik finden wir zum ersten Male die Verwendung der Drehscheibe. Die beiden hervorragendsten Gräberfunde aus der Pfalz gehören diesem Zeitabschnitt an, nämlich die Fürstengräber von Bad Dürkheim und von Rodenbach bei Kaiserslautern

Fundorte: Bad Dürkheim, Langenbach, Oppau, Rodenbach

2. Stufe der La Tène-Zeit, 400-300 v. Chr.
In dieser Stufe haben wir durchweg Skelettgräber und zwar sowohl in Grabhügeln wie in Flachgräbern. Das Flachgräberfeld von Leimersheim lieferte zahlreiche Ringe, darunter einen mit Edelkorallen und Goldblättchen verzierten Bronzehalsring, Fibeln und Gürtelhaken; ein Grabhügel bei Eisenberg ergab u. a. eine Bronzefibel mit Emailknopf.

Fundorte: Altdorf, Dannstadt, Eisenberg, Heidesheim, Herchweiler, Hochdorf, Homburg, Jägersburg, Kaiserslautern, Kirchheim, Kleinfischlingen, Kreimbach, Lachen, Landau, Leimersheim, Niedermohr, Otterberg, Rheinzabern, Schifferstadt, Schwarzenbach, Speyer, Westheim

3. Stufe der La Tène-Zeit, 300-120 v. Chr.
Unter den Waffen ist neu das Vorkommen von bandförmigen Schildbuckeln. Von Schmuckgegenständen sind als auffallende Erscheinung Armringe aus Glas zu erwähnen. Neu ist das Vorkommen von Münzen und zwar barbarischen Nachprägungen nach griechischen und römischen Vorbildern. Am Rhein kommen in dieser Stufe auch Brandgräber vor. Aus der Pfalz liegen nur wenige Funde vor, die sich mit Sicherheit dieser Stufe zuweisen lassen.

Fundorte: Asselheim, Dudenhofen, Forst, Harthausen, Haßloch, Hördt, Speyer

4. Stufe der La Tène-Zeit, 120 v. Chr.-Chr. Geb.
Von Waffen erscheinen neben Eisenschwertern mit oft reich verzierter Eisenscheide oder Bronzescheide mit Querstegen, Lanzenspitzen, auch runde Schildbuckel. In der 4. Stufe ist fast durchweg Brandbestattung in Flachgräbern üblich. Das Brandgräberfeld von Kusel lieferte charakteristische Beigaben aus Glas und von Metall, das von Oggersheim Gefäße.

Fundorte: Altleiningen, Böbingen, Böhl, Bubenheim, Deidesheim, Donnersberg, Eppstein, Freinsheim, Fußgönheim, Haßloch, Heiligenstein, Heßheim, Homburg, Hördt, Kusel, Lambrecht, Ludwigshafen, Maxdorf, Mundenheim, Oggersheim, Otterstadt, Ramsen, Rheingönheim, Rheinzabern, Schifferstadt, Speyer, Waldfischbach 

Mit der La Tène-Periode schließt die eigentliche vorgeschichtliche Zeit ab. Die nun folgende Zeit der Römerherrschaft und die Alemannisch-fränkische Zeit wird vielfach heute als frühgeschichtliche Zeit bezeichnet. Das linke Rheinufer wurde jedenfalls schon unter Cäsar um die Mitte des ersten Jahrhunderts v. Chr. dem römischen Reich einverleibt. Aber erst gegen die Mitte des ersten Jahrhunderts n. Chr. hat sich die römische Kultur hier eingebürgert. Von den großen Kulturfortschritten, die die Römer in diese Provinz brachten, erwähne ich nur die Hebung des Ackerbaues und die Einführung des Obst- und Weinbaues.

 
Auszug und Bilder aus: Die Urgeschichte der Pfalz von Dr. Friedrich Sprater
Ausgabe:  1915, im Verlag des hist. Museum der Pfalz
 

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