Volkstum der Pfalz |
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Die Pfälzer haben nie einen besonderen Stamm gebildet, auch nicht, als es noch eine
Kurpfalz gab. Pfälzisches Volkstum, das mit den landschaftlichen Reizen unserer Heimat wie mit ihrer
Geschichte aufs innigste verwachsen ist, haben im Lauf der Jahrtausende vielerlei Kräfte und
Strebungen gestalten helfen. |
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Man wird eben nie den Zustrom von Fremden vergessen dürfen, der sich bis in unsere Tage in die Pfalz ergoss. Man hat schon
viel von der Auswanderungslust der Pfälzer geschrieben, man
darf auch die Einwanderung nicht übersehen; gerade sie ist für die Gestaltung pfälzischen Volkstums
von größter Bedeutung. In Zeiten religiöser und politischer Not folgten viele dem an sie ergangenen
Ruf und die freilich immer gern aufgesuchten Pfälzer Gaue wurden nun das Ziel stets neuer Wanderer; es
entspricht eben so recht dem Charakter des Pfälzers sein Ländchen in aufgeschlossener Gastlichkeit zu
öffnen; gast- freundliches Wesen rühmt man ja zumal dem Vorderpfälzer nach. Wie im 16. und 17.
Jahrhundert schon Scharen der Pfalz zuzogen um hier eine neue Heimat zu finden, so ward auch später
noch mancher für die Pfalz bedeutungsvoll gewordene Nichtpfälzer - zum Pfälzer. Fast aus allen
deutschen Landen zogen sie an unseren Rhein; die Wundt aus Steiermark, die Goßler und Pauli aus
Deutschböhmen, die Schultz aus Pommern, die Seekatz vom Westerwald, die Petersen aus Holstein, die Buhl
und Bassermann aus Baden, die Deinhard aus Koblenz, um nur einige Namen zu nennen; aber auch Franzosen
und Italiener ließen sich in der gastlichen Pfalz nieder und deutschten vielfach ihre fremden Namen
ein. Wie viele namhafte Pfälzer führen nicht ihren Ursprung in die Schweiz zurück, von wo ihre Stammväter um die Wende des 17./18. Jahrhunderts einwanderten, voran die
sparsamen, fleißigen mennonitischen Landwirte. |
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Von einem kleinen alemannischen Stück im Süden und Südosten abgesehen, gehört die
heutige Pfalz durchweg dem fränkischen Stamme an. Die Völkerwanderung ist für sie ein tiefer
Einschnitt gewesen; die um das Jahr 500 hier neu einströmende, rein germanische Bevölkerung besaß
Kraft genug sich trotz "keltisch-römischer" Grundmischung und manches fremden,
nichtgermanischen Einschlags in wurzelechter Reinheit zu erhalten. Auch die Scharen von Einwanderern,
die später sich auf dem Boden des "alten Kolonistenlandes" zusammenfanden, die Massen
flüchtiger Protestanten im 16. Jahrhundert oder die zahlreichen Schweizer und Tiroler in der Zeit nach
dem Dreißigjährigen Krieg, sind innerlich längst alle Pfälzer geworden; sie teilten mit den vordem
schon Ansässigen ihrer neuen Heimat Geschicke, die uns manchen Charakterzug des Pfälzers leicht
erklären. |
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Neben diesen aus der Ferne kommenden geistigen Anregungen verknüpfte eben doch allzeit ein festes Band unser pfälzisches mit innerdeutschen Geistesleben, schon in den Zeiten fernen Glanzes, da das Pfälzer Kaiser- geschlecht der Salier und das der Hohenstaufen geblüht. So grüßen uns heute fast ehrwürdiger noch als die kostbaren Denkmäler der urpfälzischen Zeiten, der "Römerzeit", die der vorderpfälzische Bauer neben der "Franzosenzeit" als eigentliche Periode ältester pfälzischer Geschichte nur gelten lässt, allüberall von Pfälzer Bergeshöh' und im Tal die mittelalterlichen Denkmale, stumme Zeugen einer ruhmvollen Vergangenheit. Der Trifels war die Stätte, wo die Reichsinsignien, "das Reich", aufbewahrt wurden. Im Wettbewerb mit dem emporwachsenden Landesfürstentum und der Städtegewalt neigte sich die große Pfälzer Zeit ihrem Ende zu; das deutsche Schwergewicht verschob sich mehr und mehr nach Osten. |
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Erste Strophe des Pfälzerlieds von Eduard Jost:
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Auszug und Bilder aus: Pfälzer Volkskunde von Albert Becker Ausgabe: 1925 Kurt Schroeder Verlag |
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