Ramberg und die Ramberger

(Ramberg in der Pfalz, beschrieben im Jahr 1857)

Wir kommen in das große Dorf Ramberg, welches sich mit seinen Häuserreihen malerisch um den Schloßberg lagert, während rechts droben Scharfeneck in Trümmern herabschaut. Ein weiter Kirschenwald umfängt das Dorf Ramberg und im April, zur Zeit der Kirschblüte, ruht es inmitten der grünen Waldpracht des tiefen Tals in einem schneeweißen Blütensee.
 
Viel Nahrung findet das Dorf durch den Anbau dieser großen Kirschenwälder, besonders aber durch die Bereitung des Kirschwassers, das weit und breit berühmt ist und durch die Ramberger Hausierer überall hin verkauft wird. Einen anderen Nahrungszweig dieses Gebirgsdorfes bildet die Bürstenfabrikation. Die Ramberger Bürstenbinder, welche in ganzen Rheinland bekannt sind, tragen die Ware fort in die Welt als arme Leute und kommen als arme Leute zurück, denn sie rechtfertigen das Sprichwort: "er säuft wie ein Bürstenbinder!" Ja, die Pfälzer glauben, das Sprichwort rühre eigentlich von den Ramberger Bürstenbinder her. Natürlich wohnen auch ordentliche Leute in Ramberg, die so gut Haus zu halten wissen als andere Leute; aber daß viel Ramberger Ehrlichkeit und Sittlichkeit mit dem Kirschwasser und den Bürsten in die Welt hinauswandert und nicht mehr zurückkommt, muß zugestanden werden. 

Eine ziemlich neue Kirche steht im Orte am Fuße des Schoßberges. Wir sehen auf unserem Bilde neben ihr zwei Ramberger Bürger - mit den Schätzen ihrer Heimat beladen - der eine als Bürsten-, der andere als Kirschwasserhändler - das Dorf verlassen, das sie schon oft genug mit der großen Welt draußen vertauscht haben mögen.

Wenden wir uns nun hinauf zu der alten, gebrochenen Bergveste über dem Orte. Sie hieß Ramberg, wie das Dorf, oder auch später Schloß Dalberg, da sie im Besitz dieser berühmten Familie war. Die Burg fiel im Bauernkrieg und im Reunionskriege gleich allen anderen. Ein gewaltiger Turm, hohe, vielfach zerrissene Mauern und gebrochene Fenster starren nun verödet in die Höhe. Besonders interessant ist aber der tiefe, dunkle Felsenkeller der Burg, dessen geschwärzte Decke an den Aufenthalt einer Zigeunerbande erinnert, welche hier längere Zeit hauste und so die düstere Romantik dieser Trümmer vervollständigte.

Auch die dunkle Sage vom "Einaug" knüpft sich an diese Burgveste. Der kam mit seinem Mordknechte nach Ramberg ins Schloß und wollte in der Nacht den Ramberger Burgherrn ermorden lassen. Der Knecht aber verfehlte das Zimmer und erstach in der Dunkelheit den eignen Herrn im Bette. 

zur Sage vom Einaug von Scharfeneck

Eine andere Sage berichtet von dem Liebesverhältnis des Scharfeneckers mit der Frau des Ramberger Ritters, bis der böse Scharfenecker den Ramberger einst wegblies auf ein verabredetes Zeichen des schlimmen Weibes, welche den Gemahl ans Fenster der Burg führte und dem tödlichen Pfeile preisgab.

 
Zeichnung und Auszug aus: Die Pfalz und die Pfälzer von August Becker
Erstausgabe:  1858
 
Ein alter Spottvers über die Ramberger:

Wenn die Ramberger Mischt nausführe,
brauche se kää Schubkarch zu schmiere;
hänke se die Rückkeez a
un trage de Mischt de Schloßberg ena.
 
Bild und Vers aus: Pfälzer Volkskunde von Albert Becker
Ausgabe: 1925 Kurt Schroeder Verlag
 

 
Bilder vom Urlaub in Ramberg
 
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