Wir kommen in das große Dorf Ramberg, welches sich
mit seinen Häuserreihen malerisch um den Schloßberg lagert, während
rechts droben Scharfeneck in Trümmern herabschaut. Ein weiter Kirschenwald
umfängt das Dorf Ramberg und im April, zur Zeit der Kirschblüte, ruht es inmitten der grünen
Waldpracht des tiefen Tals in einem schneeweißen Blütensee.
Viel Nahrung findet das Dorf durch den Anbau dieser großen Kirschenwälder, besonders aber durch die
Bereitung des Kirschwassers, das weit und breit berühmt ist und durch die
Ramberger Hausierer überall hin verkauft wird. Einen anderen Nahrungszweig dieses Gebirgsdorfes bildet
die Bürstenfabrikation. Die Ramberger Bürstenbinder,
welche in ganzen Rheinland bekannt sind, tragen die Ware fort in die Welt als arme Leute und kommen als
arme Leute zurück, denn sie rechtfertigen das Sprichwort: "er säuft wie ein
Bürstenbinder!" Ja, die Pfälzer glauben, das Sprichwort rühre eigentlich von den
Ramberger Bürstenbinder her. Natürlich wohnen auch ordentliche Leute in Ramberg, die so gut Haus zu
halten wissen als andere Leute; aber daß viel Ramberger Ehrlichkeit und Sittlichkeit mit dem
Kirschwasser und den Bürsten in die Welt hinauswandert und nicht mehr zurückkommt, muß zugestanden
werden.
Eine ziemlich neue Kirche steht im Orte am Fuße des Schoßberges. Wir sehen auf unserem Bilde neben ihr
zwei Ramberger Bürger - mit den Schätzen ihrer Heimat beladen - der eine als Bürsten-, der andere als
Kirschwasserhändler - das Dorf verlassen, das sie schon oft genug mit der großen Welt draußen
vertauscht haben mögen.
Wenden wir uns nun hinauf zu der alten, gebrochenen Bergveste über dem Orte. Sie hieß Ramberg,
wie das Dorf, oder auch später Schloß Dalberg, da sie im Besitz dieser
berühmten Familie war. Die Burg fiel im Bauernkrieg und im Reunionskriege gleich allen anderen. Ein
gewaltiger Turm, hohe, vielfach zerrissene Mauern und gebrochene Fenster starren nun verödet in die
Höhe. Besonders interessant ist aber der tiefe, dunkle Felsenkeller der Burg, dessen geschwärzte Decke
an den Aufenthalt einer Zigeunerbande erinnert, welche hier längere Zeit hauste und so die düstere
Romantik dieser Trümmer vervollständigte.
Auch die dunkle Sage vom "Einaug" knüpft sich an diese
Burgveste. Der kam mit seinem Mordknechte nach Ramberg ins Schloß und wollte in der Nacht den Ramberger
Burgherrn ermorden lassen. Der Knecht aber verfehlte das Zimmer und erstach in der Dunkelheit den eignen
Herrn im Bette.
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Eine andere Sage berichtet von dem Liebesverhältnis des Scharfeneckers mit der
Frau des Ramberger Ritters, bis der böse Scharfenecker den Ramberger einst wegblies auf ein
verabredetes Zeichen des schlimmen Weibes, welche den Gemahl ans Fenster der Burg führte und dem
tödlichen Pfeile preisgab.
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